Kuno Mock

Der Kellermeister

Das Wort Whisky, erstmals 1736 erwähnt, leitet sich vom schottisch-gälischen Wort «uisge beatha» (gesprochen uschkeba) oder vom Irischen «uisce beatha» (gesprochen: ischke ba) ab. Es bedeutet „Wasser des Lebens“. Die Engländer haben das gälische Wort zum heute bekannten Namen „Whisky“ anglisiert. Allerdings wurden früher nicht nur der uns heute bekannte Brand damit benannt, sondern auch andere Brände, die mit Würzzusätzen gespickt waren. 

Kurz nachdem mich Kuno im Besucherzentrum der Appenzeller Brauerei begrüsst hat, führt er mich durch lange Gänge in die Tiefe der 

Brauerei, in Richtung seines heiligen Kellers. Vor einer schweren Kellertür hält er inne. Blickt kurz zu mir zurück, wie um sich zu versichern, dass ich ein würdiger Einzuweihender sei, und öffnet mir das Tor zu seinem Reich. Der edle Duft des 

alternden Whiskys, ein Parfum aus Erde, 

rauchigem Holz, gerösteten Gersten, Zucker und Alkohol, umschmeichelt meine Nase.

Und plötzlich werde ich ihrer gewahr, dem 

Gewölbe entlang aufgereiht. Die alten und 

mächtigen Whiskyfässer, in denen das flüssige Gold aus dem Appenzellerland gemächlich heranreift. Tief hinten in seiner Schatzkammer zeigt mir Kuno voller Stolz die ersten Fässer, die im Jahre 2003 abgefüllt wurden. Dies, nachdem das Verbot zur Herstellung von Spirituosen aus Getreide in der Schweiz aufgehoben worden war. 

Die Reife erfordert viel Zeit. 

Ohnehin sind Hektik und Schnelllebigkeit 

unbekannte Konzepte in dieser Handwerkskunst. Die Zeit selbst ist einer der Alchimisten in der Gewinnung des Wassers des Lebens. 

Beinahe ehrfürchtig streicht Kuno mit seiner Hand, an der er den traditionellen Sennenring trägt, über das Fass. Er öffnet es und lädt mich ein, mit ihm diesen edelsten Tropfen zu degustieren.

Er füllt ein wenig flüssiges Gold in ein metallisches kelchartiges Gefäss, welches er leicht temperiert.

Sodann schenkt er uns daraus den Whisky in zwei bauchige Gläser ein, genannt Sniffer. Er weist mich an, das Glas mit sanften kreisförmigen 

Bewegungen zu schwenken, damit sich dessen Duftbouquet entfaltet. Wir führen beide simultan den Sniffer zur Nase und atmen langsam ein. 

Dieser Augenblick wird sich für immer in mein Herz legen. Vor meinem inneren Auge erstrahlt das mir so vertraute und geliebte Appenzell, der Alpstein, wo die Ingredienzen dieses Lebenselixiers gedeihen. Mittlerweilen hat der Brand in unseren Gläsern die perfekte Temperatur erreicht. Es ist soweit. Flüssiges Leben benetzt meine 

Lippen. Frucht, Karamell, antikes Holz, der Rauch, die Berge, die klare Luft, Mutter Natur, Appenzell, die Heimat erheben sich in mir. 

Ein Spektakel für die Sinne! Wir geniessen beide den Augenblick, wohlwissend, dass sich allzu bald die Tore zu dieser Schatzkammer wieder schliessen und die Zeit gemach, gemach ihren Zauber weiter vollführt.



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Bildband HANDwerk

HANDwerk – Ein Wort zusammengesetzt aus Hand und Werk. Was wäre ein Werk ohne die Hände ? Oder eine Hand ohne Werk? Diesen Fragen ist der Fotograf Thomas Biasotto in seiner eigenen Art und Weise Nachgegangen. Während Monaten begleitete Biasotto 14 Kunst-Handwerker aus dem Appenzellerland, portraitierte die Gesichter und setzte mit seiner Messsucherkamera für Ihn das zentrale immer wieder in den Fokus; Die Hand und das Werk. Entstanden ist eine Sammlung an grossartigen Photographien und Portraits sowie Kurzgeschichten über seine Gefühle, Wahrnehmungen und Erlebnissen die der „Heimwehappenzeller“ Thomas Biasotto während dieser spannenden und eindrücklichen Zeit erlebt hat. 

CHF 79.00

  • 2.5 kg
  • verfügbar
  • ab 28. September 2019 erhältlich1

Mit freundlicher unterstützung von